Mazzucato schlägt vor, die Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen wie z.B. der Klimakrise in Form von „Missions“ anzugehen. Eine Mission ist ein sektorübergreifendes Innovations- und Investitionsprogramme in Zusammenarbeit von Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft. Eine staatlich getriebene Mission schafft Anreize für neue, zusätzliche Investitionen, die ohne sie nicht erfolgt wären.
Missionen bearbeiten Herausforderungen von gesellschaftlicher Relevanz und zielen darauf ab, das Gemeinwohl zu steigern (Gesundheit, Ernährung, Klimakrise). Missionen zielen darauf ab, bestimmte Technologien mit hohem gesellschaftlichem Nutzen schneller zum Einsatz zu bringen. In anderen Bereichen treiben sie einen Systemwechsel voran. Missionen mit breiter gesellschaftlicher Wirkung brauchen in der Regel eine Kombination beider Ansätze.
Das Konzept der Missionen baut auf Erfahrungen der Vergangenheit und aktuelle Forschung zu Innovationen auf: Innovationen entstehen als das Ergebnis glücklicher Zufälle, sind nicht-linear und ihr Erfolg ist unvorhersehbar.
Erfolgreiche Missionen entsprechen laut Mazzucato den folgenden fünf Kriterien:
- Sie sind mutig, inspirierend und adressieren gesellschaftlich relevante Themen
- Sie formulieren konkrete Ziele, an denen sich der Erfolg einer Mission klar erkennen läßt
- Sie beziehen Forschung und Entwicklung ein, um die technischen Mittel zur Problemlösung in einem vorgegebenen Zeitrahmen bereitzustellen
- Sie sind sektorübergreifend, akteursübergreifend und fachübergreifend
- Sie entwickeln mehrere Lösungen, die im Wettbewerb zueinander stehen
Missionen verbinden die großen Herausforderungen wie die Klimakrise, die zu abstrakt sind, um handlungsleitend zu sein, mit konkreten Forschungs- und Entwicklungsprojekten, die zwar handlungsleitend sein können, dabei aber oft nur isoliert Wirkung zeigen. Missionen setzen klare und ambitionierte Ziele, die nur über ein Portfolio von F&E-Projekten und unterstützende Maßnahmen bei z.B. politischer Rahmensetzung, Implementierung und Einbeziehung von Endverbrauchern erreicht werden können. Dabei setzen Missionen Ziele, geben aber keine Lösungswege vor.
Eine Mission ist das Ergebnis eines politischen Entscheidungsprozesses. Ihr Erfolg hängt aber von den vielfältigen Prozessen an der Basis ab, die den Nährboden für Innovationen bieten. Experimentier- und Risikofreude sind wesentliche Elemente der Mission-Philosophie. Das erfordert einen Portfolio-Ansatz, der verschiedene Lösungswege verfolgt, und eine Vielzahl breit gestreuter Interaktionen.
Im Unterschied zu klassischen vertikalen Politikansätzen, die häufig eine Branche ins Zentrum stellen, fokussiert eine Mission auf die Lösung eines gesellschaftlich relevanten Problems.
Beispiele:
Das Internet beispielsweise entwickelte sich aus einer Lösung (ARPANET) für ein konkretes Problem in den 60er Jahren: wie können verteilte Computer über ein gemeinsames Netzwerk Nachrichten austauschen.
Beispielhafte Mission
Globales Ziel: Saubere Meere, Mission: Plastik-freie Meere (mit konkreter Zieldefinition), Projekte: z.B. Wiederverwendbare / biologisch abbaubare Kunststoffe
Mazzucato, M. (2018). MISSIONS Mission-Oriented Research & Innovation in the European Union A problem-solving approach to fuel innovation-led growth. European Commission Directorate-General for Research and Innovation.
https://op.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/5b2811d1-16be-11e8-9253-01aa75ed71a1
Mazzucato, M. (2018). Mission-led Research and Innovation in Support of the Sustainable Development Goals. In SDSN NETWORKS IN ACTION 2018 (pp. 4-7). SDSN.
V01 – 03.11.2019